SCHAREIN - Sinfonie in Gelb, 2003 - 2006 - www.scharein.de

SCHAREIN - Sinfonie in Gelb, 2003 - 2006
"Sinfonie in Gelb", 205 x 750, 2003 - 2006

 

1980 fasste ich auf der griechischen Insel Paros den Entschluss eines Tages eine große Arbeit zur Farbe Gelb zu malen. Zehn Jahre später, 1990, unternahm ich den ersten Versuch einer Annäherung, allerdings mit mäßigem Erfolg. Erst weitere 10 Jahre mussten vergehen, bis ich den zweiten Versuch wagte. Gelb ist eine „Angst-Farbe“ im Sinne einer außerordentlichen Herausforderung für mich, gibt es doch so gut wie keine Vorbilder dazu, keine wirklich gelben Bilder – weder im realistischen noch abstrakten Bereich. Auch die berühmten gelben Sonnenblumen sind letztendlich schwarz umrandete Gelbflächen mit grünen Blättern.

Gelb ist schwierig, komplex und das hat seine Gründe: Gelb besitzt das geringste Hell-Dunkel und Farb-Ton-Potential. Die reinen Gelbtöne reagieren beim Mischen höchst empfindlich, „zickig“ wäre wohl der richtigere Ausdruck. Die hochgelben Farbtöne verzeihen nicht die geringsten „Fehler“ beim Abtönen. Selbst auf minimalste Zusätze anderer Gelbs agieren sie in großer Hektik. Da heißt es für den Maler Ruhe bewahren, insbesondere bei meiner detaillierten Malweise. Ein Mischfehler würde sich bei meinen feinstufigen Farbabläufen als ein optischer Bruch bemerkbar machen.

Nach meinen ersten nun erfolgreichen Schritten auf das Gelb zu, machte ich im April 2003 den ersten Entwurf für die „Sinfonie in Gelb“, mein bisher größtes Werk: 202 auf 750 cm umfassen die insgesamt fünf Bildtafeln. So wie eine musikalische Sinfonie auch aus mehreren, in der Regel drei bis fünf unterschiedlichen Sätzen besteht. Meine „Sinfonie in Gelb“ entwickelte sich aus drei großen Sätzen: irdisch, schwebend, aufsteigend, verbunden durch zwei kleine Intermezzi. Die Lichtfarbe Gelb soll in ihrer geballten Energie nahezu körperlich wahrgenommen werden, ihre anschaulichen Qualitäten beim Betrachter Assoziationen und Emotionen hervorrufen.

Während der 21/2 jährigen Arbeit an diesem Werk veränderte jede neu fertig gestellte Tafel meine Vorstellung und den weiteren Arbeitsprozess. So entstanden drei weitere Entwürfe. Im November 2006 beendete ich die letzte der fünf Tafeln, natürlich anders als noch im letzten Entwurf Nr. 4 angedacht war.

Farben verändern Ausdruck und Wirkung mit dem Vergrößern der Bildflächen sehr unterschiedlich. Jeder meiner vier Entwürfe hat seine bildnerische Richtigkeit, aber eben nur für ein kleineres Format. Sie ließen sich nicht einfach linear in die Größe übertragen. Aber das war nicht die einzige Schwierigkeit mit der Farbe Gelb. Denn auch warme und kalte Gelbs verhalten sich nicht lehrbuchhaft zueinander, sondern konträr. Warme Gelbtöne fallen nach hinten, kalte wiederum treten nach vorne.

Eine von vielen Andersartigkeiten dieser Farbe.

Ich konnte in den letzten Jahren viel über das Gelb lernen, und es ist noch lange nicht vorbei.

Berlin, Dezember 2005